Round Table Naturtourismus, Outdoor & Wellbeing

Der Round Table “Naturtourismus, Outdoor und Wellbeing” diskutiert auf Einladung des Tourismus NRW regelmäßig über unterschiedliche Aspekte und aktuelle Fragestellungen des Aktiv-, Gesundheits- und Naturtourismus. Wenn die Erkenntnisse auch für Nicht-Beteiligte interessant sind, fasst Tourismus NRW das Wichtigste knapp und übersichtlich als konkrete Tipps zusammen.

Zwei Radfahrer fahren auf ihrem Gravelbike durch den Naturpark Diemelsee.
© Sauerland Tourismus e.V. / Paul Masukowitz, REACT

Wie wird eine Destination zur Top-Gravelbike-Destination?

Neben Mountainbike, Rennrad und dem Citybike für eher gemütliche Touren sind in den vergangenen Jahren auch Gravelbikes immer stärker in den Fokus von Radfans, aber auch touristischen Destinationen getreten. Doch wie wird eine Destination zum Topziel für Gravelbike-Fahrende? Dazu gab Christina Lennhof, Geschäftsführerin von Kraichgau-Stromberg Tourismus, beim Round Table „Naturtourismus, Outdoor & Wellbeing“ am 19. November 2024 einen Einblick. Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Gravelbike-Fahrende sind eine spezifische Zielgruppe mit eigenen Bedürfnissen und Vorlieben.
  • Da Gravel-Fans ebenso abenteuerlustig sind wie Mountainbike-Fahrende, lassen sich auch Mountainbike-Routen für Gravelbike-Touren nutzen. Aber auch spezielle Angebote sollten entwickelt werden, möglichst mit verschiedenen Längen, Schwierigkeitsgraden und Themen, um ein breites Spektrum an Gravelbike-Fahrenden zu erreichen.
  • Die Gravelbike-Zielgruppe ist digital affin, sodass auf eine aufwendige Beschilderung verzichtet werden kann, wenn eine digitale Navigation angeboten wird. Dies ist beispielsweise über Plattformen wie Komoot möglich. Daneben plant Kraichgau-Stromberg-Tourismus aber auch, die Touren auf Papier zu bringen, um den Bedürfnissen aller Gravelbike-Fahrenden gerecht zu werden. Außerdem sind als Ansporn Passschilder mit Höhenangaben aufgestellt, vor denen Gravelfans Selfies machen und auf einer “Wall of Fame” hochladen können. 
  • Gängige Outdoor-Plattformen lassen sich nicht nur zur Tourenplanung nutzen, sondern auch für die Kommunikation und Bewerbung der Region etwa durch Collections. QR-Codes, die auf die digitalen Touren verweisen, können in andere Print- und Onlinemedien integriert werden.  
  • Die Zusammenarbeit über Regionengrenzen hinweg ermöglicht weitergefasste Angebote wie mehrtägige Touren. Ein Beispiel hierfür ist das Naturpark-Gravel-Crossing, das von Nord nach Süd einmal quer durch die Naturparke in Baden-Württemberg führt.
  • Zur Bewerbung des Gravelbike-Angebots bieten sich auch relevante Events und spezialisierte Medien an.
  • Einige der Touren im Kraichgau widmen sich speziell dem Thema Genuss und beziehen teilnehmende Genussbetriebe in der Region mit ein. So lässt sich auch die Wertschöpfung steigern.

Zudem stellte Jörn Heesen vom MTB Tourismus Forum Zahlen und Fakten aus dem Gravel Monitor vor:

  • Demnach favorisiert ein hoher Anteil an Gravelbike-Fahrenden Camping.
  • Am liebsten sind Gravelfans auf naturnahen Wegen und Schotter unterwegs. Routen können dabei über unterschiedliche Oberflächen führen.
  • Aktuell gibt es für NRW beim Thema Graveln noch Luft nach oben: Unter den beliebtesten Bundesländern liegt NRW hier auf Platz 7.  

Um das Gravel-Potenzial für Nordrhein-Westfalen besser zu schöpfen, wird Tourismus NRW gemeinsam mit Partner im ersten Quartal eine Arbeitsgruppe bilden.  

Halde Rheinelbe mit der Skulptur "Himmelsleiter" in Gelsenkirchen
© Ruhr Tourismus GmbH/Pascal Tönnissen

Urban Hiking

Wandern erfreut sich seit Jahren zunehmender Beliebtheit. Oft wird es mit eher ländlicheren Gegenden assoziiert, dabei stößt es auch bei Städtereisenden auf Interesse: Laut GfK DestinationMonitor gaben 2019 rund 15 Prozent der Städtereisenden an, während ihrer Reise gewandert zu sein, zu Beginn der Corona-Pandemie waren es sogar 18 Prozent. Ruhr Tourismus möchte diesen Trend aufgreifen und Urban-Hiking-Touren entwickeln, die speziell das Sinus-Milieu der Expeditiven ansprechen. Am 7. September 2023 unternahmen die Teilnehmenden des Round Tables „Naturtourismus, Outdoor & Wellbeing“ des Tourismus NRW eine von Ruhr Tourismus geführte Probewanderung von Bochum nach Gelsenkirchen, um die Pläne und das dahinterstehende Grundkonzept kennenzulernen. Einige Erkenntnisse daraus:

  • Es gibt unterschiedliche Ansätze des Urban Hikings. Während verschiedene Destinationen auf Wanderrouten setzen, die die Grünanlagen der Stadt verbinden, wollen Ruhr Tourismus, der Regionalverband Ruhrgebiet und der Sauerländische Gebirgsverein urbane Erlebnisse, die für den Wandel der Region stehen, in den Mittelpunkt stellen. Dazu können Kreativquartiere ebenso wie Lost Places, Halden, Industriewald oder umgewandelte frühere Industrieorte zählen.
  • Erlebnisdichte und Instagramability sollen bei den Routen im Ruhrgebiet eine wichtige Rolle spielen. Insbesondere die Erlebnisqualität ist auch eine wichtige Voraussetzung, um Routen zertifizieren lassen zu können. Längere Strecken, die über Asphalt führen, sind daher beispielsweise nicht möglich.
  • Für Destinationen, die sich neu dem Thema Routenentwicklung widmen, ist der Austausch und das Netzwerk mit Destinationen, die bereits Erfahrungen in dem Bereich haben, wichtig. Auch die Zusammenarbeit mit erfahrenen Projektpartnern wie dem Sauerländischen Gebirgsverein ist sinnvoll.
Mountainbiker auf dem Flowtrail Siegen
© Tourismus NRW e.V./Johannes Höhn

Mountainbiken – Trend mit groẞem touristischen Potenzial

Mountainbiken liegt im Trend. Allein in Deutschland üben laut Mountainbike-Monitor 16,6 Millionen Menschen den Sport aus. 9,1 Millionen Deutsche haben demnach großes oder sogar sehr großes Interesse daran, dies auch im Urlaub zu tun. Und doch ist das Angebot an Mountainbike-Trails immer noch überschaubar. Tourismus NRW hat dies zum Anlass genommen und das Thema in den Mittelpunkt des Round Tables „Naturtourismus, Outdoor & Wellbeing“ am 24. März 2023 gestellt. Verschiedene Branchenverbände stellten dabei die neu gegründete Initiative zum naturverträglichen Mountainbiken vor, der der Deutsche Alpenverein NRW, der ADFC NRW, der Radsportverband NRW, die Deutsche Initiative Mountainbiken (DIMB) und das Mountainbike Tourismusforum angehören.  Das Netzwerk „Kompetenz- und Koordinationsteam KKT MTB“ setzt sich seit Januar 2023 bei Politik und Verwaltung und im Dialog mit anderen Interessensvertreter:innen für das naturverträgliche Mountainbiken in Nordrhein-Westfalen ein. Aus der Vorstellung des Netzwerks und der anschließenden Diskussion mit den Round-Table-Teilnehmenden ergaben sich folgende wichtige Erkenntnisse:

  • Die 30- bis 39-Jährigen stellen mit gut 30 Prozent den größten Anteil der Mountainbiker:innen. In den Gruppen der über 60-Jährigen spielt das Thema hingegen kaum eine Rolle.
  • Single-Trails sind bei Mountainbike-Fahrenden besonders beliebt, gefolgt von Flowtrails.
  • Oft ist Gesprächspartner:innen aus Politik und Verwaltung noch nicht klar, was Mountainbiken genau ist. Hier muss noch Basisarbeit geleistet werden.
  • In Vereinen ist Mountainbiken ein Trendthema insbesondere für Kinder und Jugendliche. Hierüber ist es möglich, den Nachwuchs in Sachen verantwortungsvoller Umgang mit der Natur zu schulen.
  • Zuständigkeiten bei der Planung und Errichtung von Mountainbike-Trails sind oft verteilt oder gar nicht ersichtlich, da viele Beteiligte wie Grundbesitzende, Anwohnende, Touristiker:innen, die Verwaltung und Nutzende einbezogen werden müssen. Die Initiative bietet hier Unterstützung für die Regionen.
Sonnenblumen in Alendorf in der Eifel
© Tourismus NRW e.V./Johannes Höhn

Tourismus und Klimawandel in Nordrhein-Westfalen

Im September 2022 hat das nordrhein-westfälische Wirtschafts- und Klimaschutzministerium ein Gutachten zum Thema Tourismus und Klimawandel in Nordrhein-Westfalen veröffentlicht. Am 28. Februar 2023 hat eine Vertreterin des Ministeriums Kernpunkte des 100-seitigen Berichts auf Einladung des Tourismus NRW den Teilnehmenden des Round Tables Natur, Outdoorsport und Wellbeing vorgestellt. Das Gutachten beinhaltet eine Vielzahl konkreter Maßnahmen, die dabei helfen sollen, Nordrhein-Westfalen zu einem nachhaltigen und resilienten Reiseziel zu machen, und zeigt zugleich, wie Klimaschutz und erfolgreicher Tourismus wechselseitig voneinander profitieren können.

Das Gutachten ist über die Internetseite des Ministeriums unter www.wirtschaft.nrw abrufbar.

Ein Mensch geht über einen Holzsteg des Schilflehrpfades in den Rieselfeldern im Münsterland. Durch einen einzelnen Baum scheint die Sonne.
© Lennart Pagel

Qualität im Wandertourismus

Zum ersten Mal überhaupt hat sich der Round Table „Naturtourismus, Outdoor & Wellbeing“ des Tourismus NRW Ende September 2022 in Präsenz getroffen – im Naturpark Schwalm-Nette am Niederrhein. Auf der Agenda stand das Thema „Qualität im Wandertourismus“. Zum  Einstieg präsentierte Tourismus NRW das neue Wanderdossier des Verbands, für das unterschiedliche Studien ausgewertet wurden. Im Anschluss stellte der Naturpark seine zertifizierten Premium-Spazier- und Wanderwege vor, bevor der Sauerländische Gebirgsverein sein Projekt zur nachhaltigen Qualitätssicherung und -entwicklung von kommunalen Wanderwegenetzen sowie das Förderprojekt Markierungsträger nach Borkenkäfer-, Flut- und Sturmschäden präsentierte. Die wichtigsten Erkenntnisse aus den Präsentationen und den folgenden Diskussionen:

  • Urlauber in Nordrhein-Westfalen wandern vor allem im Sommer. Während der Corona-Pandemie ist das Ungleichgewicht zwischen Sommer und Winter jedoch deutlich kleiner geworden.
  • Besonders wanderaffin ist das postmaterielle Milieu. Aber auch das konservativ-gehobene Milieu, das Milieu der Expeditiven sowie die Performer interessieren sich überdurchschnittlich stark fürs Wandern.
  • Das wichtigste Kriterium für die Auswahl eines Wanderwegs ist seine Länge. Ebenfalls wichtig ist vielen Befragten die Beschilderung sowie die Tatsache, dass sie bei der Wanderung ihre Ruhe haben uns es nicht zu überlaufen ist.
  • Zertifizierungen wie etwa die Auszeichnung „Premium-Wanderweg“, „Qualitätswanderweg“ oder die „Reisen für Alle“-Zertifizierung helfen bei der Vermarktung.
  • Um durchgängig Qualität zu gewährleisten, muss ein Weg regelmäßig durch Wegescouts kontrolliert werden.
  • Neben Hauptamtlichen, die sich um das Wegemanagement kümmern, können auch Ehrenamtliche für die Wegemarkierung eingesetzt werden. Die Ehrenamtlichen müssen dann allerdings entsprechend geschult und sollten auch entschädigt werden.
  • Die Tendenz geht dahin, Themenrouten und Qualitätswege weiter auszubauen und dafür das allgemeine Wegenetz auszudünnen.
Ein Fahrrad steht vor dem Kühlwerk im Landschaftspark Duisburg-Nord
© Tourismus NRW e.V./Dominik Ketz

Ein Radaktionsplan für Nordrhein-westfalen

Ein Vertreter des Verkehrsministeriums hat im Juni 2022 auf Einladung des Tourismus NRW den Teilnehmenden des Round Tables Natur, Outdoorsport und Wellbeing den Aktionsplan zum neuen Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetz NRW vorgestellt. Der Plan, der Handlungsschwerpunkte zur Erreichung der Ziele des Gesetzes setzen soll, war Anfang des Jahres vorgelegt worden. Unter anderem soll der Anteil des Radverkehrs am gesamten Verkehr in Nordrhein-Westfalen auf 25 Prozent gesteigert werden. Tourismus NRW hatte sich in den vergangenen Jahren stark eingebracht, um auch den Radtourismus im Aktionsplan adäquat zu verankern. So sieht der Plan nun beispielsweise eine Optimierung der Qualität der Radwege vor. Nordrhein-Westfalen ist das erste Flächenbundesland in Deutschland, das über ein Radgesetz verfügt.

Wildwachsende Pflanzen im Frühnebel in den Ruhrauen
© Tourismus NRW e.V.

Gravelbiken – Wie lässt sich der Trend touristisch nutzen?

Die Verkäufe von Gravelbikes sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, wie eine Umfrage unter Lesenden des Radmagazins „Gran Fondo“ aus dem Jahr 2020 zeigt. Und Gravelbiker:innen sind der gleichen Umfrage zufolge gerne und überdurchschnittlich lange mit dem Rad im Urlaub. Dadurch werden sie aus touristischer Sicht zu einer interessanten Zielgruppe. Tourismus NRW setzte das Thema daher auf die Agenda des Round Tables „Naturtourismus, Outdoor & Wellbeing“ Anfang Mai 2022 und lud die radsportbegeisterte Bloggerin Jule Wagner ein, von ihren Erfahrungen zu berichten. Daneben berichtete die Naturarena Bergisches Land über ihre Erfahrungen aus Anbietersicht.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus den Vorträgen und der anschließenden Diskussion:

  • Mit dem Gravelbike lassen sich diverse Untergründe nutzen, geschotterte Wald- und Feldwege ebenso wie Asphalt oder einfache Mountainbike-Trails. Daher müssen für sie keine neuen Wege geschaffen werden.
  • Auch eine Auszeichnung von Wegen ist nicht unbedingt nötig, da bei Gravelbiker:innen das individuelle Erlebnis und das Abenteuer abseits der Hauptwege im Vordergrund stehen. Viele planen ihre Routen daher selbst mithilfe digitaler Tools.
  • Destinationen können aber auch aktiv Routenvorschläge entwickeln und anbieten, denn Gravelbiker:innen lassen sich gerne inspirieren. Wer Vorschläge entwickelt, sollte bedenken, dass Gravelbiker:innen eine eigenständige Gruppe von Radtourist:innen sind, deren Bedürfnisse sich von denen anderer Radelnder unterscheiden. Daher sollte auf sie eigens zugeschnittener Inspirationscontent geschaffen werden.
  • Wer selbst Touren vorschlägt, kann verhindern, dass Wege entgegen ihrer Bestimmung und nur im Einklang mit der Natur genutzt werden.
  • Touren sollten abwechslungs- und abenteuerreich sein, zum Beispiel Ausblicke und Fotopunkte, aber auch Plätze zum Ausruhen bieten.
  • Das Nutzen bestehender Wanderwege ist möglich, allerdings sollte dann für eine gegenseitige Rücksichtnahme sensibilisiert werden.
  • Eine radspezifische Infrastruktur ist wichtig, darunter Schlauchomaten oder Fahrradständer an Aussichtspunkten und POIs.
  • Neben dem Routen- und Radangebot ist auch das weitere Angebot während der Reise wichtig, also beispielsweise eine zeitgemäße Gastronomie oder passende Unterkünfte. Hier bieten sich unter anderem Camping- oder Tekkingplätze sowie „bett+bike“-Betriebe an.

In Nordrhein-Westfalen bieten bereits mehrere Regionen ein Portfolio speziell für Gravelbiker, darunter das Sauerland, das Bergische Land und das Ruhrgebiet. Jule Wagner war für Tourismus NRW mehrere Tage mit dem Gravelbike im Sauerland unterwegs und berichtet hier über ihre Erlebnisse.

Eine vierköpfige Entenfamilie schwimmt auf dem Rhein im Naturschutzgebiet Himmelgeister Rheinbogen in Düsseldorf.
© Tourismus NRW e.V./Johannes Höhn

Familienfreundliche Radangebote

Auf Nachfrage und aufgrund großer Resonanz der Teilnehmenden zu dem Thema hat sich der Round Table “Naturtourismus, Outdoor und Wellbeing” Ende März 2022 mit dem Thema „Familienfreundliche Radangebote“ beschäftigt. Nach einer kurzen Einführung in die Thematik präsentierte Ruhr Tourismus seine Arbeitsschritte und Überlegungen im Rahmen der „Ruhrtal-Radweg-Charta 2026“, die einen angeregten Austausch einleiteten. Hier die wichtigsten Punkte aus dem Impulsvortrag und der Diskussion:

  • Die Nachfrage nach Radangeboten für Familien steigt in NRW. Daher setzen sich immer mehr Regionen/Destinationen mit dem Thema auseinander.
  • Zeit miteinander verbringen und gemeinsam etwas erleben sind die Motive fürs Radfahren mit der Familie.
  • Die Zielgruppe „Familien“ ist sehr heterogen (unterschiedliches Alter der Kinder, Anzahl der Personen, unterschiedliche Bedürfnisse der Teilnehmenden etc.). All dies gilt es bei der Angebotsgestaltung zu berücksichtigen.
  • Generell gilt es, bei dem Thema die gesamte Customer Journey zu berücksichtigen, von der Inspirationsphase bis zum Vor-Ort-Erlebnis.
  • Beispiele aus dem Bereich Wandern zeigen: Wenn gezielt Angebote für Familien entwickelt und richtig umgesetzt werden, dann zahlt sich das durch eine gesteigerte Nachfrage mit zufriedenen Gästen aus.
  • Um die Zielgruppe überall dort zu erreichen, wo sie (digital) unterwegs ist, sollte von Anfang an eine Anbindung und Ausspielung der Daten über den touristischen Data Hub NRW und andere bestehende Data Hubs in Deutschland mitberücksichtigt werden.
  • Bisher gibt es deutschlandweit keine bekannten Kriterien/Standards zum Thema „Familienfreundliche Radangebote“. Diese wären jedoch für viele Akteure hilfreich und wünschenswert.
Sträucher am tiefblauen Diersfordter Waldsee am Niederrhein bei Sonnenaufgang
© Tourismus NRW e.V.

CAMPINGTOURISMUS: POTENZIALE UND ZIELGRUPPEN

Campingtourismus boomt – und das nicht erst seit der Corona-Pandemie. Von Jahr zu Jahr steigen die Verkaufszahlen von Reisemobilen und Caravans, Campingplätze verzeichnen eine hohe Nachfrage. Konkrete Zahlen zur Wirtschaftskraft des Caravaningtourismus liefert eine aktuelle dwif-Studie. Auch der Round Table „Natur, Outdoor & Wellbeing“ des Tourismus NRW stellte das Thema am 25. Januar 2022 in den Mittelpunkt. Unter anderem stellte ein Vertreter von „Roadsurfer-Spots“ das Angebot der Stellplatz-Plattform vor. Die wichtigsten Erkenntnisse aus den Vorträgen und Diskussionen:

  • Durch Corona ist die Sehnsucht der Gäste nach Mikroabenteuern, der kleinen Flucht aus dem Alltag, und dem Erleben von Natur weiter gewachsen. Die gesuchte Freiheit und Individualität finden immer mehr Menschen beim Campen – manche Gäste suchen vor allem nach Campingplätzen, andere Gäste insbesondere nach individuellen Stellplätzen.
  • Inwieweit die durch die Corona-Pandemie noch einmal befeuerte Nachfrage nach Campingangeboten nachhaltig gesteigert wurde, bleibt abzuwarten, denn zum Teil waren die Vorstellungen und Ansprüche der camping-unerfahrenen Gäste unrealistisch. Allerdings wurden auch vor Corona schon durch neue Angebote neue Zielgruppen erreicht.
  • Wer das Campingangebot in seiner Destination angesichts der hohen Nachfrage ausbauchen möchte, sollte zunächst eine Bestands- und Potenzialanalyse machen. Wie sieht das Angebot in der Region aktuell aus? Ist es geprägt durch Campingplätze mit traditionellem Angebot? Gibt es kommunale Stellplätze? Finden sich in Stellplatz-Apps bereits Anbieter von individuellen Stellplätzen, die die Tourismusorganisationen noch gar nicht kennen? Ein Dreiklang aus öffentlichen ausgewiesenen Parkplätzen, individuellen Parkplätzen und traditionellen Campingplätzen ist sinnvoll, um unterschiedliche Zielgruppen ansprechen zu können.
  • Das Eintragen von Stellplätzen auf Internet-Plattformen ist ein wichtiges Steuerungsinstrument zur Information und Lenkung von Besuchenden und hilft gegen Wildcamping. Anbietende müssen allerdings dabei auch rechtliche Vorschriften berücksichtigen.
  • Insbesondere das expeditive Milieu, das verstärkt nach alternativen und individuellen Stellplätzen sucht, kann über Plattformen wie Roadsurfer-Spots angesprochen werden.
  • Nordrhein-Westfalen hat als bevölkerungsreiche und zugleich für viele Menschen gut erreichbare Destination großes Potenzial für Camping-Kurztrips.

    Die Marktforschungsabteilung des Tourismus NRW hat im Nachgang zum Round Table ein Dossier zum Thema Camping angefertigt, das Erkenntnisse zum Campingtourismus in Deutschland und speziell Nordrhein-Westfalen aus unterschiedlichen Studien zusammenfasst.
Ein Wanderer steht auf einem Felsvorsprung am Walderlebnispfad Saalhausen im Sauerland und blickt über die bewaldeten Hügel.
© Tourismus NRW e.V./Johannes Höhn

Outdoorplattformen im Tourismus

Beim vierten Round Table des Tourismus NRW zum Thema Naturtourismus, Outdoor und Wellbeing am 6. Oktober 2021 beschäftigten sich die Teilnehmer mit der Zusammenarbeit touristischer Akteur:innen mit den großen touristischen Outdoor-Plattformen wie Komoot und Outdooractive. Prinzipiell bewerteten sie diese als gut. Differenzierter gesehen gibt es jedoch durchaus Vor- und Nachteile der Plattformen:

Vorteile:

  • Die Reichweite für den eigenen Content kann durch externe Partner wie die großen Outdoor-Plattformen enorm gesteigert werden.
  • Durch sogenannte Collections ist sowohl bei Komoot als auch bei Outdooractive die gezielte Ansprache spezieller Zielgruppen möglich.
  • Durch eigenen Content ist eine Besucherlenkung möglich, zudem kann die Qualität der Touren und damit das Erlebnis der Gäste gewährleistet werden.
  • Der zusätzlich auf den Plattformen angebotene User generated Content sorgt für Authentizität und Aktualität und schafft Geheimtipps und kostenlose Werbung für die Destinationen.
  • Die Plattformen bieten konkrete Ansprechpartner für die Destinationen.
  • Der Radbereich wird bei Komoot als stärker eingeschätzt.

Nachteile:

  • Content für die Plattformen bereitzustellen, die Qualität zu prüfen und aufrechtzuerhalten, bedeutet finanziellen und personellen Aufwand.
  • Der zusätzlich auf den Plattformen angebotene User generated Content schafft Probleme, wenn sich User nicht an Regeln halten, etwa Touren abseits des Weges durch Naturschutzgebiete einstellen. Auch die Qualität kann unter User generated Content leiden. Beim Thema Naturschutz könnte der gemeinnützige Verein Digitize the Planet Abhilfe schaffen, der viele Akteure aus den Bereichen Outdoor-Sport, Naturschutz und den Destinationen zusammenbringt. Sein Ziel ist die Digitalisierung aller relevanten Vorschriften, einschließlich der Gesetze und lokalen Regeln für die Nutzung in der Natur.
  • Angebotspakete werden teilweise als zu starr wahrgenommen.

Großer Wunsch war zudem eine stärkere Koordinierung der Belange der Destinationen auf verschiedenen Ebenen.

Blick von oben auf ein rotes Paddelboot und Bäume an der Niers
© Leo Thomas

Nachhaltigkeit im Tourismus

Der dritte Round Table des Tourismus NRW zum Thema Naturtourismus, Outdoor und Wellbeing beschäftigte sich mit dem Thema Nachhaltigkeit im Tourismus und fand als zweiteilige Veranstaltung statt. Am 30. März 2021 stellten vier externe Teilnehmer ihre Nachhaltigkeitsansätze vor: Die DZT berichtete über ihre internen Nachhaltigkeitsbemühungen und Maßnahmen, um Deutschland als nachhaltiges Reiseziel bekannter zu machen.  Winterberg stellte sich als erste Destination in Nordrhein-Westfalen mit Nachhaltigkeitszertifizierung vor und das Hotel Astenkrone zeigte Nachhaltigkeitsansätze auf Leistungsträgerebene auf. Darüber hinaus wurde das Projekt Katzensprung des Verbands der Deutschen Naturparke präsentiert, bei dem es um nachhaltige Produktentwicklung in deutschen Naturparken geht. Im zweiten Teil am 13. April präsentierten Teilnehmer des Round Tables, zu denen Vertreter der Naturparke und Regionen in Nordrhein-Westfalen gehören, weitere Best-Practice-Beispiele aus dem Tourismus.

Einige Erkenntnisse aus den beiden Terminen:

  • Auch aufgrund der Corona-Pandemie ändert sich das Bewusstsein der Gäste. Nachhaltigkeit und bewusstes Reisen werden dadurch wichtiger.
  • Problem im Deutschlandtourismus: Gäste können nachhaltige Angebote nur schwer finden.
  • Nachhaltigkeit beginnt auf der lokalen Ebene bei den Leistungsträgern.
  • Aus Destinationssicht ist es wichtig, die Leistungsträger vor Ort in die Entwicklung hin zur nachhaltigen Destination einzubeziehen.
  • Entscheidend ist, dass Nachhaltigkeit von innen heraus gelebt und umgesetzt wird.
  • Bei der Implementierung nachhaltiger Prozesse und Angebote müssen die individuellen Gegebenheiten eines Unternehmens oder einer Destination berücksichtigt werden.
  • Bereits kleine Anstrengungen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit können eine Wirkung erzielen.

Spannende nachhaltige touristische Angebote in Nordrhein-Westfalen, die aktuell geplant sind, sind beispielsweise die Trinkwasserstationen entlang des Ruhrtalradwegs und die Klimaerlebniswelt Oerlinghausen. Ein bereits umgesetztes Angebot für nachhaltiges Reisen im Land sind die Trekkingplätze in der Eifel. Außerhalb Nordrhein-Westfalens liegende Best-Practice-Beispiels sind beispielsweise Klima Arena Sinsheim, die GreenLine Hotels, das nachhaltige Konzept der Stadt Wien, das Bio- und Nationalpark Refugium Schmilka in Sachsen oder allgemein Tiny Houses, die sich auf das Nötigste beschränken und daher nur wenig Platz benötigen.

Tourismus NRW hat diverse E-Learning-Videos zum Thema Nachhaltigkeit erstellen lassen, die Unternehmen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in unterschiedlichen Bereichen unterstützen. Zu finden sind die Videos in der Infothek des Tourismus NRW e.V.

Blick von unten in Mammutbäume auf der Sequoiafarm in Kaldenkirchen am Niederrhein
© Tourismus NRW e.V./Johannes Höhn

Digitale Anwendungen im Natur- und Aktivtourismus

Der zweite Round Table des Tourismus NRW zum Thema Naturtourismus, Outdoor und Wellbeing am 2. Dezember 2020 beschäftigte sich mit dem Thema digitale Anwendungen. Ruhr Tourismus stellte dabei einen digitalen Leitfaden zur Römer-Lippe-Route, der Nationalpark Eifel zeigte Beispiele für die digitale Erhebung und Auswertung von Daten im Nationalpark. Einige Erkenntnisse aus den Präsentationen:

  • Digitale Anwendungen für Radwege bieten Mehrwerte, im Vordergrund sollte aber trotzdem weiterhin das Radfahrerlebnis selbst stehen.
  • Digitale Dienste können über das Smartphone angeboten werden, sodass keine technischen Leihgeräte nötig sind. Allerdings muss gleichzeitig bedacht werden, dass Basisinfos auch anderweitig zur Verfügung stehen sollten, da ein Teil der Gäste über kein Smartphone verfügt.
  • Open Data und die Beteiligung vieler Einrichtungen und Anbieter ist Voraussetzung dafür, dass Gästen umfangeiche und aktuelle Informationen zur Verfügung gestellt werden können.
  • Im Radtourismus dominieren aktuell Informationsangebote wie Wettervorhersagen, Routenführung, Informationen zu Gastbetrieben etc. Weiterführende Angebote wie Virtual Reality oder Spiele werden aktuell wenig angeboten und nachgefragt. Ein Boom wird hier jedoch erwartet.
  • Besucherzahlen, die erfasst werden, können sowohl zur Besucherlenkung als auch zur Optimierung des Personaleinsatzes genutzt werden.
  • Um Besuchszahlen zu steuern, kann mithilfe digitaler Anwendungen über die aktuelle Nachfrage informiert werden, sodass Gäste gegebenenfalls frühzeitig alternative Orte ansteuern können. Dadurch wird Frust bei Einheimischen und Gästen durch überfüllte Wege oder Einrichtungen, zugeparkte Straßen sowie lange Wartezeiten vorgebeugt. Um für bessere Auslastung in weniger beliebten Zeiten zu sorgen, können zudem empfehlenswerte Besuchszeiten angegeben werden.
  • Mithilfe digitaler Anwendungen können auch Besuchszahlen abgeschätzt und anhand dessen Routings angepasst werden.
  • Über digitale Anwendungen können Gäste in das Wegemanagement eingebunden werden. Ideal ist dabei eine Lösung, die Mängelmeldungen direkt von unterwegs erlaubt.
Blick von oben auf den schmalzen Holzsteg des Panarbora Baumwipfelpfads, der sich durch den Wald schlängelt.
© Tourismus NRW e.V.

Naturtourismus in Corona-Zeiten: Möglichkeiten der Besucherlenkung

Beim ersten Round Table des Tourismus NRW zum Thema Naturtourismus, Outdoor und Wellbeing am 19. Mai 2020 beschäftigten sich die Teilnehmer, darunter Vertreter der Naturparke und Regionen in Nordrhein-Westfalen, mit dem Naturtourismus und hier insbesondere der Besucherlenkung in Corona-Zeiten. Dabei kamen die Teilnehmer zu dem Ergebnis, dass es verschiedene Möglichkeiten der Besucherlenkung gebe und jede Destination und Einrichtung die für sie passenden Möglichkeiten herausfinden und nutzen sollte. Hier einige Anregungen, welche Möglichkeiten bestehen:

  • In einem ersten Schritt muss das Problem erkannt werden: Gibt es zum Beispiel überfüllte Wanderwege oder Menschen, die beim Baden am See die Abstände nicht einhalten (können)?
  • Wo es möglich ist, können Beschränkungen der Besucherzahlen helfen, die beispielsweise durch Parkplatztickets an Wanderparkplätzen oder Aufsichtspersonal an Badeseen gesteuert werden.
  • Auch Einbahnstraßenlösungen wie etwa am Dortmunder Phoenixsee sind möglich, um Besuchern das Abstandhalten zu erleichtern.
  • Bei besonders beliebten Angeboten muss auch eine Schließung in Betracht gezogen werden, um zu große Menschenmengen zu verhindern.
  • Für Entzerrung der Besucherströme sorgen Alternativangebote, die neu geschaffen oder auch nur offensiv kommuniziert werden müssen. Die Alternativangebote sollten Besucher dabei von Hotspots zu unbekannteren Angeboten umlenken.
  • Teilweise reicht der Platz beispielsweise auf Wanderwegen für unter Gesundheitsaspekten sichere Besuche aus, allerdings fehlt die nötige Infrastruktur, um mehr Menschen als in normalen Zeiten den Besuch zu ermöglichen. Hier sind Überlegungen zur Schaffung zusätzlicher Parkangebote sinnvoll, beispielsweise auf einem örtlichen großen Parkplatz eines Unternehmens.
  • Für alles gilt: Einschränkungen, besondere Vorgaben, Alternativangebote oder auch neue Services müssen kommuniziert werden. Besucher müssen bereits bei der Planung ihres Ausflugs/ihrer Reise wissen, was sie erwartet, um Enttäuschungen zu verhindern bzw. um entsprechende Vorkehrungen treffen zu können.
  • Welche Prozesse auch immer entwickelt werden – sie sollten beobachtet und analysiert werden, um aus ihnen für die Zukunft zu lernen. Dabei ist ein Rückblick mit allen Stakeholdern und die Klärung der Fragen nötig, was geklappt hat und was nicht.
  • Für die Analyse, aber auch den aktuellen Betrieb, ist ein funktionierendes Datenmanagement wichtig. So können beispielsweise Auslastung und Besucherströme beobachtet und wichtige Daten etwa zu Einschränkungen oder geeigneten Besuchszeiten an Besucher weitergegeben werden. Im Nachhinein lassen sich Rückschlüsse auf das Funktionieren der Besucherlenkung ziehen.

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