Viele Millionen Gäste reisen Jahr für Jahr nach Nordrhein-Westfalen – sei es im Urlaub oder auf Geschäftsreise. Sie sichern damit in maßgeblichem Umfang Einkommen und Arbeitsplätze und sorgen für ein erhebliches Steueraufkommen. Wirtschaftspolitisch erfüllt der Tourismus damit eine Doppelfunktion: Zum einen weist die Tourismusbranche selbst eine beachtliche Wertschöpfung mit einem erheblichen Arbeitsplatzangebot auf. Zum anderen wertet ein gutes touristisches Angebot den Lebens-, Arbeits- und Investitionsstandort Nordrhein-Westfalen insgesamt auf und stärkt damit seine Attraktivität, wovon wiederum alle Branchen profitieren.

Das Beratungsinstitut DIW Econ des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hat in Zusammenarbeit mit dem Institut für Management und Tourismus (IMT) der FH Westküste und dwif-Consulting 2019 im Rahmen einer Studie zum zweiten Mal eine ganzheitliche Betrachtung der Bedeutung der Tourismuswirtschaft in Nordrhein-Westfalen auf Basis von international vergleichbareren Berechnungsstandards (Tourismus-Satellitenkonto (TSA)) vorgenommen.

Berücksichtigt wurden dabei unter anderem auch:

  • die im Bundesland anfallenden Anteile der Ausgaben für Reisen ins Ausland
  • die Ausgaben für Übernachtungen in privaten Freizeitwohnsitzen

Konsumausgaben der Touristen in Nordrhein-Westfalen

  • Der gesamte touristische Konsum in Nordrhein-Westfalen belief sich im untersuchten Jahr 2017 auf 45,9 Mrd. Euro.
  • Dieser Wert wurde zu 68 Prozent durch Binnentouristen aus NRW, 21,5 Prozent durch Gäste aus anderen Bundesländern, 6 Prozent durch ausländische Touristen und 4 Prozent sonstigen Konsum (u. a. staatliche Zuschüsse für Kultur- oder Sportangebote) generiert.

Volkswirtschaftliche Auswirkungen des touristischen Konsums in Nordrhein-Westfalen

  • Die Aktivitäten der Tourismuswirtschaft leisten einen direkten Beitrag zur Wirtschaftsleistung (Bruttowertschöpfung) in Höhe von 18,1 Mrd. Euro; dies entspricht einem Anteil von 2,9 Prozent an der gesamten Wirtschaftsleistung in Nordrhein-Westfalen.
  • Unter Berücksichtigung der Auswirkungen auf Branchen, die der Tourismuswirtschaft vorgelagert sind und indirekt von dieser profitieren, ergibt sich aus dem touristischen Konsum eine zusätzliche, indirekte Bruttowertschöpfung in Höhe von 11,3 Mrd. Euro.
  • Mit insgesamt 29,5 Mrd. Euro ergibt sich damit (direkt und indirekt) ein Anteil von 4,8 Prozent der gesamten Bruttowertschöpfung in NRW.
  • In Nordrhein-Westfalen waren im Jahr 2013 direkt in der Tourismuswirtschaft knapp 468.000 Erwerbstätige beschäftigt. Dies entspricht einem Anteil von 5,0 Prozent aller Erwerbstätigen im Bundesland.
  • In den Zulieferbranchen der Tourismuswirtschaft sind aufgrund des touristischen Konsums weitere gut 180.000 Erwerbstätige indirekt beschäftigt.
  • Mit insgesamt knapp 650.000 Personen ergibt sich auf diese Weise ein (direkter und indirekter) Anteil in Höhe 6,9 Prozent an allen Erwerbstätigen in Nordrhein-Westfalen.

Einordnung in den gesamtwirtschaftlichen Kontext

In der Tourismuswirtschaft direkt sind 5,0 Prozent aller Erwerbstätigen in NRW tätig. Dieser Wert liegt über dem entsprechenden Anteil an der Bruttowertschöpfung (2,9 Prozent) und verdeutlicht, dass die Tourismuswirtschaft eine beschäftigungsintensive Branche ist. Hinsichtlich ihrer Beschäftigungswirkung ist sie größer als die Informations- und Kommunikationsbranche und etwa so groß wie das Baugewerbe in Nordrhein-Westfalen.

Vergleich zur Vorgängerstudie

2019 hat Tourismus NRW zum zweiten Mal den Wirtschaftsfaktor Tourismus für Nordrhein-Westfalen untersuchen lassen. Dabei hat sich gezeigt, dass die Bedeutung des Tourismus weiter gewachsen ist. Alle relevanten Zahlen verzeichneten einen teils deutlichen Anstieg:

  • Der touristische Konsum verzeichnete zwischen 2013 und 2017 ein nominales Wachstum von 11,6 Prozent.
  • Die direkte touristische Bruttowertschöpfung erhöhte sich um 12,7 Prozent, die direkte touristische Beschäftigung um 10,3 Prozent.
  • Die Zahl der direkt in der Tourismuswirtschaft tätigen Personen wuchs stärker als die Gesamtbeschäftigung in Nordrhein-Westfalen, sodass der Anteil der Tourismuswirtschaft an der Gesamtbeschäftigung von 4,7 Prozent auf 5,0 Prozent stieg.
  • Die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung in Nordrhein-Westfalen verzeichnete zwischen 2013 und 2017 ein ähnliches Wachstum wie die touristische Bruttowertschöpfung. Der Anteil des Tourismus an der gesamten Bruttowertschöpfung in Nordrhein-Westfalen blieb damit konstant bei 2,9 Prozent.

Zahlen zum MICE-Segment

Erstmals hat Tourismus NRW auch die wirtschaftliche Bedeutung des geschäftlich motivierten MICE-Segments für Nordrhein-Westfalen untersuchen lassen, unter das unter anderem Tagungen und Messen fallen. Berechnungszeitraum war ebenfalls das Jahr 2017:

  • Das geschäftlich motivierte MICE-Segment war mit 2,3 Milliarden Euro für 4,9 Prozent des touristischen Gesamtkonsums verantwortlich.
  • Die durch das MICE-Segment bewirkten direkten Effekte auf Bruttowertschöpfung und Beschäftigung beliefen sich auf 970 Millionen Euro (5,4 Prozent der touristischen Wertschöpfung in NRW) und gut 28.000 Erwerbstätige (6,0 Prozent der touristischen Beschäftigung in NRW). Zusätzlich ergaben sich indirekte Effekte in Höhe von 550 Millionen Euro Bruttowertschöpfung und knapp 9.000 Erwerbstätigen.

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