Wie Nachhaltigkeit auf Weihnachtsmärkten funktioniert
Der Internationale Weihnachtsmarkt in Essen ist zum nachhaltigsten Weihnachtsmarkt Europas gekürt worden. Was macht ihn so nachhaltig und wie sind die Reaktionen bei Anbietenden und Gästen? Darüber spricht Richard Röhrhoff, Geschäftsführer von Essen Marketing, das den Markt jedes Jahr organisiert, im Interview.
Nachhaltigkeit ist ja gefühlt in aller Munde. Auch viele Veranstaltungen werden immer nachhaltiger geplant. Was zeichnet den Internationalen Weihnachtsmarkt in Essen in dieser Hinsicht aus?
Richard Röhrhoff: Er wird vollständig mit Strom aus erneuerbaren Energien von unserem Partner E.ON versorgt, was bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum keine Selbstverständlichkeit ist, obwohl es sich so anhört. Außerdem haben wir ein Mehrwegsystem bei Speisen und Getränken, wir haben keine Gas- oder Stromheizungen in den Außenbereichen, es gibt keine Plastiktüten und wir achten sehr auf Regionalität!
Machen Sie den Händlern auf dem Markt Vorgaben oder wie setzen Sie eine nachhaltigere Gestaltung um? Und wenn ja, wie sind die Reaktionen der Händler?
Ja, wir machen Vorgaben, zum Beispiel die Verordnung, dass Tellergerichte für den Verzehr auf dem Markt nur auf Mehrweg-Geschirr auszugeben sind oder das Plastiktütenverbot und auch der Verzicht auf Heizungen. Es ist zu Anfang immer mit Diskussionen behaftet, aber mit der Zeit etabliert sich das.
Bekommen Sie auch von den Gästen Rückmeldungen zum Thema Nachhaltigkeit? Gibt es für bestimmte Maßnahmen besonderes Lob oder vielleicht auch Kritik?
Ich glaube, es gehört zu einer Qualitätsveranstaltung wie unserer mittlerweile dazu. Und klar, vom Teller zu essen statt von einer labbrigen Pappschale, mögen wir doch alle lieber.
Wenn wir auf die wirtschaftliche Seite schauen: Ist der Markt für Sie als Veranstalter durch die nachhaltigere Aufstellung teurer geworden? Wenn ja, wie gehen Sie damit um?
Für uns als EMG ist der Strom etwas teurer, aber nicht übermäßig. Die meisten Kosten bleiben ja bei den Ausstellenden und Schaustellern. Gerade bei den Schaustellern mussten wir Überzeugungsarbeit beim Thema Mehrweg leisten, weil das zu deutlich höheren Kosten führt. Aber es ist niemand abgesprungen und nach den ersten Tagen zeigt sich, dass es in Ordnung ist.
Wie möchten Sie den Weihnachtsmarkt weiterentwickeln, um ihn vielleicht noch nachhaltiger zu machen? Wo sehen Sie hier konkrete Ansatzpunkte?
Wir sind da jetzt wirklich sehr weit gegangen. Und die Auszeichnung als Europas Nr. 1 spricht bei einem so großen Markt wie unserem für sich. Dazu müssten wir in die Lieferketten unserer Ausstellenden gehen, das ist nicht leistbar.