Döll-König wirbt für neuen Gesundheitstourismus
Der Tourismusausschuss des Deutschen Bundestags hat sich am 6. November 2024 mit dem Thema „Wie fit ist der Gesundheitstourismus?“ beschäftigt. Als Sachverständige wurde unter anderem die Geschäftsführerin des Tourismus NRW, Dr. Heike Döll-König, angehört.
Döll-König erklärte, in den Heilbädern und Kurorten schlummere großes Potenzial für den Wirtschaftsfaktor Tourismus, aber auch zur Entlastung des Gesundheitswesens, indem Menschen an einen gesundheitsfördernden Lebensstil herangeführt und bei der Verstetigung unterstützt werden. Dabei sei es entscheidend, die Kur- und Heilbäder gezielt zu stärken und ihnen dabei zu helfen, mit zeitgemäßen Angeboten neue Zielgruppen auch im Bereich selbst zahlender Gäste zu erschließen. In Nordrhein-Westfalen werde daher aktuell an einem neuen Vorhaben gearbeitet, das an die bestehenden Erfahrungen und Ergebnisse vorangehender Projekte zum Gesundheitstourismus anknüpft und sie mit neuen Kundenansprüchen, aber auch mit Herausforderungen wie dem Klimawandel und den erweiterten Möglichkeiten der Digitalisierung verbindet.
Allerdings sieht Döll-König bei der Unterstützung der Kur- und Heilbäder beim Einstellen auf neue Märkte und Zielgruppen auch die Politik in der Pflicht. Die Optimierung der Rahmenbedingungen zur Sicherung durchgängiger und konsistenter Angebotsbestandteile vor Ort, die Initiierung und Begleitung neuer Allianzen zwischen Gesundheitssystem und Tourismus und die Förderung von Innovationen etwa im Bereich KI wären Handlungsfelder, um die Heilbäder und Kurorte zukunftsfähig zu machen.
Neue Trends bieten Potenzial für Heil- und Kurbäder
Potenziale für die Orte sieht Döll-König unter anderem durch den Megatrend „Longevity“, dem Wunsch nach einem langen und gesunden Leben, und ein wachsendes Bewusstsein für die Themen Bewegung, Entspannung und Ernährung als wirksamste Präventionsmaßnahmen. Auch die Themen Outdoor und Natur, die spätestens seit Corona zu Trendthemen geworden sind, könnten Heil- und Kurorte bedienen. Daneben mache der Klimawandel kühlere Destinationen attraktiver und verlängere die Saison. Zudem könne Künstliche Intelligenz erprobte Ansätze im Bereich „E-Health“ auf ein neues Level heben.
Bei der Entwicklung neuer Angebote müssten nicht nur aktuelle Gäste berücksichtigt werden, sondern immer auch schon die nächste Generation im Blick behalten werden, mahnte Döll-König. Das bedeute unter anderem neue Ansätze im Marketing und neue Kooperationen sowie eine neue Positionierung im digitalen Bereich. Zugleich erklärte die Touristikerin, Heilbäder und Kurorte lebten auch von einem funktionierenden Angebot aus Gastronomie, Einzelhandel, Anbindung oder auch Kultur. Alles, was diese Anbieter stärke und sie wettbewerbsfähiger mache, stärke damit auch die prädikatisierten Orte und ihren Wandel.
In Nordrhein-Westfalen findet jede fünfte Übernachtung in einem Kur- oder Heilbad statt. Im bundesweiten Vergleich sind sie als Standorte von Reha- und Vorsorgemaßnahmen überdurchschnittlich gut ausgelastet, die Aufenthalte sind in NRW etwas länger.