Gemietetes Mobiliar und Döppekuchen ohne Speck: Wie Tourismus NRW auf Nachhaltigkeit bei Messen und Veranstaltungen achtet
Seit Ende 2022 treibt ein internes, bereichsübergreifendes Team das Thema Nachhaltigkeit beim Tourismus NRW strategisch voran. Doch auch vorher galt bereits der Ansatz, verantwortungsvoll mit Ressourcen umzugehen – seien es ökologische, personelle oder wirtschaftliche. Sichtbar wird dies unter anderem beim Thema Messen und Veranstaltungen. Im Interview erzählen Julia Bauer, Teamleiterin Auslandsmarketing und Veranstaltungen, und Manuela Masel, Referentin für Messen und Veranstaltungen, wie es um die Nachhaltigkeit in diesem Bereich steht, an welchen Stellschrauben noch gedreht werden soll und wo sie auch an Grenzen stoßen.
Messen sind unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ja immer eine große Herausforderung, zum Beispiel wenn es um den Standbau oder die Logistik geht. Wie sieht es bei Tourismus NRW mit der Nachhaltigkeit bei Messeauftritten aus?
Manuela Masel: Gut. Es ist für uns kein neues Thema. Auf viele Dinge achten wir schon seit Jahren.
Zum Beispiel?
Julia Bauer: Wir teilen das grob in drei Bereiche ein: vor, während und nach der Messe. Das große Thema Wiederverwertung ist uns zum Beispiel sehr wichtig: Auf Messen braucht man für wenige Tage viel Material, um einen Stand zu bauen. Wir achten bei der Planung darauf, dass bereits vorhandenes Messemobiliar wiederverwendet werden kann. Es muss dann nur für den neuen Einsatz aufbereitet und nicht neu produziert werden. Bei der Anschaffung schauen wir daher, dass wir langlebige Materialien und zeitloses Design wählen und dass das Material kombinier- und flexibel einsetzbar ist, um es länger nutzen zu können.
Masel: Auch bei der Planung von Bodenbelägen und Dekoration setzen wir auf Wiederverwendung. Teppichböden werden fachgerecht entfernt. Große Teile der verwendeten Böden werden wieder eingesetzt und da, wo es nicht mehr geht, werden beim nächsten Einsatz die fehlenden Stücke nur ersetzt. Am Ende eines solchen Kreislaufes entsorgen wir nicht, sondern spenden, beispielsweise an Kindergärten oder Grundschulen. Wo möglich, mieten wir außerdem Möbel bei lokalen Anbietern an, um Transportemissionen zu vermeiden.
Bauer: Beim Material achten wir auch darauf, dass zum Beispiel Holz FSC-zertifiziert ist oder dass umweltverträgliche Kleber, Farben und Lacke verwendet werden. Und natürlich ist uns beim Einsatz von Technik Energieeffizienz wichtig. Außerdem kalkulieren wir bei der Planung von Prospektmaterial sehr genau, damit wir es nicht unnötig durchs Land transportieren müssen, denn das würde vermeidbare Emissionen verursachen, aber auch Arbeitskraft binden, höhere Lagerkosten bedeuten und es würde auch unnötiges Verpackungsmaterial anfallen.
Masel: Auch beim Catering achten wir inzwischen noch stärker auf Nachhaltigkeit. Bisher haben wir vor allem auf regionale und saisonale Produkte gesetzt. In letzter Zeit haben wir aber auch angefangen, bei unseren eigenen Veranstaltungen mehr vegetarische und vegane Speisen anzubieten. Die nordrhein-westfälische Küche ist sehr fleischlastig, deshalb verzichten wir nicht ganz auf Fleisch, aber wo es geht, wandeln wir schon ein wenig ab, machen zum Beispiel Eintöpfe oder Beilagen wie den „Döppekuchen“ ohne Speck. Daneben ist es natürlich auch wichtig, bei der Planung der Essensportionen gut zu kalkulieren und beispielsweise auch die Auswahl an Speisen gering zu halten, um Lebensmittelverschwendung zu begrenzen.
Das sind tatsächlich schon viele Aspekte, die berücksichtigt werden müssen. Ein großer Posten ist ja auch immer das Thema Reisen beziehungsweise Mobilität. Wie sieht es da aus?
Masel: Während der Messen und Dienstreisen nutzen wir und unsere Kolleg:innen generell fast ausschließlich den ÖPNV. Und wenn wir selbst B2B-Veranstaltungen ausrichten, wählen wir immer Locations aus, die mit dem ÖPNV erreichbar sind. Zusätzlich schauen wir, dass wir DB-Veranstaltungstickets anbieten können, um die Anreise mit der Bahn attraktiver zu machen.
Wenn wir auf Messen oder Veranstaltungen unterwegs sind, berücksichtigen wir auch bei der Auswahl des Hotels das Thema Nachhaltigkeit. Wir sind zum Beispiel schon seit vielen Jahren Gäste einer Hotel-Kette, die ein ausgeklügeltes Nachhaltigkeitsprogramm entwickelt hat, das sich an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen orientiert. Beim Bau der Häuser wird zum Beispiel auf Nachhaltigkeitszertifikate geachtet, sie nutzen Ökostrom, das Frühstück ist in Bio-Qualität, es wird auf Kleinverpackungen verzichtet oder bei Kosmetikprodukten werden nachfüllbare Verpackungen verwendet. Mikroplastik wird komplett vermieden und in den Mülleimern werden keine Plastiktüten mehr verwendet.