Tourismusjahr 2021: Hochrechnung zeigt Aufwärtstrend in schwierigen Zeiten

Trotz anhaltender Corona-Pandemie hat sich die nordrhein-westfälische Tourismusbranche im abgelaufenen Jahr zeitweise erholen können und verzeichnete gegenüber dem Vorjahr sogar ein leichtes Plus. Verglichen mit 2019 sind die Zahlen jedoch weiter ernüchternd. 

Hochrechnungen* von Tourismus NRW zufolge verbuchten die meldepflichtigen Beherbergungsbetriebe in Nordrhein-Westfalen 2021 rund 11 Millionen Gäste, was einem leichten Plus von rund 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspräche. Dass das Plus nicht größer ausfällt, lag an den ersten zweieinhalb Monaten 2020, in denen es noch keine beziehungsweise nur geringe Auswirkungen der Pandemie gab. In den Folgemonaten lagen die Zahlen 2021 konstant über den Werten von 2020. Verglichen mit 2019 gab es bei den Gästen allerdings weiterhin ein Minus von -55 Prozent, was 13 Millionen Gästen entspricht.

Die Zahl der Übernachtungen konnte 2021 verglichen mit 2020 um 3,8 Prozent auf 29,6 Millionen zulegen. Gegenüber 2019 gab es hier ein Minus von 45 Prozent bzw. 23,7 Millionen Übernachtungen. Das Minus bei den Übernachtungen ausländischer Gäste fiel mit etwa -66 Prozent sogar noch gravierender aus, nicht zuletzt wegen der pandemiebedingten Absage der meisten relevanten Messen. Besonders dramatisch war der Rückgang britischer Gäste. Während sie 2019 mit 688.000 Übernachtungen noch als zweitgrößter ausländischer Quellmarkt für NRW galten, brachen die Zahlen 2021 gegenüber 2019 um -81 Prozent ein und das Vereinigte Königreich rutschte im Ranking auf Platz acht ab. Allerdings dürfte hier neben der Corona-Pandemie auch der Brexit eine Rolle gespielt haben.

Entwicklung je nach Destination und Betriebstyp unterschiedlich

Abgesagte Messen und Kongresse, das Ausbleiben ausländischer Gäste und der Ausfall publikumsstarker Events machten insbesondere den Städten im Land weiterhin zu schaffen. Allerdings lassen sich auch hier deutliche Erholungstendenzen erkennen. So konnte das Ruhrgebiet bei den Übernachtungen im Jahresvergleich voraussichtlich um 11,4 Prozent im Vergleich zu 2020 zulegen, die Region Bonn und Rhein-Sieg-Kreis brachten es auf ein Plus von 9,6 Prozent, Köln und der Rhein-Erft-Kreis verbuchten 7,6 Prozent mehr Übernachtungen und in Düsseldorf und dem neanderland (Kreis Mettmann) waren es 5,5 Prozent.

Noch besser lief es in Siegen-Wittgenstein, das der Hochrechnung zufolge 2021 ein Übernachtungsplus von 15,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erzielte. Im Münsterland waren es 14,7 Prozent. Deutlich schlechter lief es hingegen für die Eifel: Sie hatte unter dem Juli-Hochwasser zu leiden: Die Übernachtungszahlen sanken in der gesamten Region im Juli im Vergleich zum Vorjahr um gut 22 Prozent, während sie in den übrigen Landesteilen deutlich zulegen konnten, größtenteils im zweistelligen Prozentbereich. Im besonders betroffenen Bad Münstereifel gingen die Zahlen sogar um 70 Prozent zurück.

Besonders gefragt waren 2021 erneut autarke Angebote wie Ferienwohnungen oder Campingplätze, wobei der Großteil der Ferienwohnungen und -häuser nicht durch die Beherbergungsstatistik abgebildet wird. Bei den Campingplätzen gab es im Vergleich zu 2020 ein Minus von knapp 6 Prozent, allerdings waren die Zahlen 2020 hier auch auf ein Allzeithoch gestiegen. 2021 verloren die Campingplätze hingegen wieder etwas zugunsten von Hotels und anderen Unterkünften, die Gäste 2020 noch stärker gemieden hatten. Unter den größten Verlusten litten 2021 weiterhin Jugendherbergen und Hütten, deren Minus im Vergleich mit 2019 bei 63 Prozent lag. Verglichen mit 2020 konnten sie allerdings immerhin um 21 Prozent zulegen.

Positiv auffällig war, dass mehrere Regionen im Sommer deutlich längere Aufenthalte als in der Vor-Corona-Zeit registrierten, darunter nicht nur ländlichere Regionen wie der Teutoburger Wald, das Sauerland oder Siegen-Wittgenstein, sondern auch etwa Köln, Bonn, Münster oder das Ruhrgebiet. Gerade, aber nicht nur in der städtischen Hotellerie machte sich im Sommer auch eine Veränderung der Gästestruktur bemerkbar: Während die Zahl der Businessgäste weiter niedrig lag, buchten verstärkt Urlaubsgäste. Ein Zeichen dafür, dass es der Hotellerie gelang, alternative Zielgruppen anzusprechen.

Aussichten für die kommenden Wochen und Monate

Angesichts der aktuellen Corona-Lage sind die Aussichten für die kommenden Wochen in weiten Teilen der Branche getrübt. Viele Regionen und Betriebe berichten von Buchungszurückhaltung bei den Gästen. Hinzukommt der Arbeitskräftemangel. Der Blick auf das Frühjahr und den Sommer ist in vielen Regionen und Betrieben trotzdem vorsichtig optimistisch: Viele Anfragen und zum Teil auch konkrete Buchungen gebe es bereits, heißt es aus vielen Teilen des Landes, auch wenn der Trend zu kurzfristigen Buchungen generell sicher anhalten werde.

„Wir haben im vergangenen Jahr gesehen, dass die Menschen reisen, wenn sie dürfen und sich sicher fühlen. Daher ist unsere Hoffnung groß, dass dies auch in diesem Jahr wieder der Fall sein wird – auch und gerade im Bereich des besonders gebeutelten Städtetourismus. Laut FUR-Reiseanalyse ist hier ein Comeback zu erwarten. Insgesamt ist die Urlaubslust der Deutschen laut Reiseanalyse aktuell mit 61 Prozent auf einem Höchststand. Und auch die Faktoren Zeit (72 Prozent) und Geld (70 Prozent) zum Reisen werden so günstig wie noch nie zuvor eingeschätzt. Unsere Betriebe im ganzen Land, ob Gastgewerbe, Freizeitwirtschaft oder andere touristische Dienstleister, stehen bereit und tun alles dafür, ihren Gästen einen sicheren und erlebnisreichen Besuch zu ermöglichen“, sagt Dr. Heike Döll-König, Geschäftsführerin des Tourismus NRW.

Um die Zeit bis zu einer merklichen Besserung zu überbrücken, seien jedoch weiterhin Hilfen nötig, betont Döll-König. Gerade im Bereich des Incomings, also der Besuche aus dem Ausland, werde es noch lange dauern, bis sich die Lage normalisiert habe. Eine von der Deutschen Zentrale für Tourismus beauftragte Studie von Tourism Economics aus dem vergangenen Jahr geht davon aus, dass erst 2024 das Vorkrisenniveau wieder erreicht wird.

Weitere Informationen und Zahlenmaterial zur Beherbergungsstatistik finden sich unter Marktforschung.

* Die Hochrechnungen basieren auf den Zahlen der von IT.NRW veröffentlichten amtlichen Statistik für die Monate Januar bis November 2021 sowie auf der Annahme, dass sich die Zahlen im Dezember 2021 ähnlich entwickelt haben wie im November 2021. Die amtliche Statistik berücksichtigt grundsätzlich Betriebe mit mindestens zehn Betten beziehungsweise Campingplätze mit mindestens zehn Stellplätzen.

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