Bieten, was gefragt ist - Niederrhein Tourismus feiert 20. Geburtstag

Der Tourismus am Niederrhein boomt, die Übernachtungszahlen sind auf Rekordniveau. Doch was steckt hinter diesem Erfolg? Anlässlich des 20-jährigen Bestehens von Niederrhein Tourismus spricht Geschäftsführerin Martina Baumgärtner über Naturerlebnisse, sich ändernde Gästebedürfnisse und den Einfluss, den ein erfolgreicher Tourismus auf die Region hat. 

Martina Baumgärtner, Geschäftsführerin Niederrhein Tourismus
© gymimedia

Der Tourismus am Niederrhein entwickelt sich sehr gut. Im vergangenen Jahr lagen die Übernachtungszahlen sogar wieder über dem Vor-Corona-Niveau. Wo sehen Sie die Gründe?

Ich behaupte, dass die Themen (Natur mit Schwerpunkt Radfahren und Wandern) die Besucher vermehrt interessieren. Die dafür notwendige Infrastruktur ist vorhanden – gut ausgebaute und ausgeschilderte Rad- und Wanderwege (Knotenpunktsystem) und ein ehrliches Preisleistungsverhältnis der Gastgeber mit einer offenen Willkommenskultur. Hinzu kommen die Marketingmaßnahmen, sprich Kampagnen, die wir alleine oder im Verbund mit Tourismus NRW fahren, die die Sichtbarkeit der Region stärken. Zusammengefasst stimmen Angebot, Qualität und Preis.

Die Übernachtungszahlen sind eines. Woran machen Sie eine gute Entwicklung des Tourismus noch fest?

Das sind in erster Linie die ökonomischen Effekte, die Tourismus für eine Region leistet. Dies können wir auch sehr gut am Tourismusbarometer erkennen, gefolgt von positiven gesellschaftlichen Auswirkungen, die eine Region stärken. Die Identifikation mit der eigenen Region ist ein wesentlicher Bestandteil, den wir durch unsere Arbeit vermitteln. Deshalb ist auch der Binnentourismus für uns und unsere Arbeit ein wichtiger Bestandteil.

Nicht zuletzt sind es auch betriebliche Investitionen, die getätigt werden, sowie interessierte Investoren für Hotellerie und Freizeit.

Wie haben sich aus Ihrer Sicht die Bedürfnisse der Gäste in den vergangenen 20 Jahren verändert und wie reagieren Sie darauf? 

Die Aufenthaltsdauer in unserer Kurzreiseregion hat sich von 2 auf 3 Tage erhöht, sodass wir nach wie vor als Kurzreiseregion gelten, es ist aber auch ein Zeichen dafür, dass Gäste sich länger in der Region aufhalten. Darauf haben wir unsere Angebote zum Teil ausgerichtet und Angebote für fünf bis sieben Tage zusammengestellt.   

Allerdings buchen die Gäste kurzfristiger, um gegebenenfalls Stornokosten zu vermeiden. Preissensibilität können wir feststellen, aber wir stellen auch fest, dass der Gast bereit ist, für gute Leistung und Qualität zu zahlen.

 

Ein Mensch fährt mit einem roten Kajak fahren auf der Niers. Die Flussauen sind dicht mit Gräsern und Bäumen bewachsen.
© Tourismus NRW e.V./Johannes Höhn

Die Inspiration und Informationen ziehen interessierte Gäste vorrangig über digitale Plattformen und/oder unsere Webseite niederrhein-tourismus.de. Das hat dazu geführt, dass wir unsere digitale Strategie mit einem eigenen Daten-Hub verstärkt haben, der an den Data Hub NRW angebunden ist, um so flexibel und agil Daten für den Nutzer abrufbar anzubieten.  Digitalisierung in Verbindung mit KI ist für uns ein zentrales Thema, um die Region zukunftsweisend aufzustellen, neben den Möglichkeiten zum Thema Nachhaltigkeit.

Wo sehen Sie die größte Stärke des Niederrhein Tourismus?

Niederrhein Tourismus ist aufgrund seiner Kooperationspartner regional und überregional sehr gut vernetzt und hat somit auch immer den Weitblick für die gesamte Region und deren Entwicklungsmöglichkeiten.

Insbesondere die Zusammenarbeit mit dem Landesverband Tourismus NRW und der damit verbundene Wissenstransfer gibt uns die Rolle des „Kümmerers" und Koordinators, die wir sehr gerne annehmen und weiterhin erfolgreich umsetzen möchten.

In Bayern beispielsweise gilt der Tourismus als eine Leitökonomie. Auch in Nordrhein-Westfalen ist der Tourismus ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Dennoch werden seine positiven Wirkungen in den Kreisen und Kommunen nicht immer wahrgenommen. Was sind Ihre Argumente für einen starken Tourismus in Ihrer Region?

Tourismus, und dazu zähle ich auch den Tagestourismus, der in unserer Region sehr stark ist, sorgt für Wertschöpfung und Arbeitsplätze, stärkt und verbessert die Infrastruktur und fördert die Kultur und Geschichte einer Region. Tourismus ist ein Wirtschaftsfaktor und auch ein wichtiger Standortfaktor.

Wenn wir einmal fünf oder zehn Jahre in die Zukunft schauen: Wie möchten Sie den Tourismus in der Region bis dahin weiterentwickelt haben?

In fünf bis zehn Jahren sollten wir ein gut funktionierendes Qualitätsmanagement mit den Akteuren in der Region eingeführt haben und unsere Marke „Niederrhein so gut. so weit." sollte allen Partnern einen inhaltlichen und wirtschaftlichen Nutzen bringen. Denn aus unserer Sicht sind Qualität und Marke wichtige Erfolgsfaktoren für einen zukunftsfähigen Tourismus; natürlich flankiert von den Themen der Innovation zu Prozessen, Services und technischen Lösungen.

Auch die Thematik der Nachhaltigkeit in ausgewählten Bereichen wie ÖPNV, regionale Produkte etc. wird uns weiterhin begleiten und den Tourismus am Niederrhein prägen.

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