Die Vielschichtigkeit einer Stadt birgt immenses Potenzial, um neue Dimensionen für den Tourismus zu erschließen und somit einzigartige Stadt-Erfahrungen zu gestalten. Die Verknüpfung von Branchen kann so zum Beispiel innovative Aktionen und Ereignisse hervorrufen. Bei der weltweit ersten Biennale für Augmented-Reality-Kunst, die von August 2021 bis Ende Februar 2022 in der Metropolregion zwischen Rhein und Ruhr stattfand, erfuhr beispielsweise zeitgenössische Kunst eine digitale Erweiterung. Durch die Ausdehnung des künstlerischen Raumes entstand eine neue Erlebniswelt für Bewohn:innen und Besucher:innen der Stadt. Alain Bieber ist Künstlerischer Leiter des NRW-Forums in Düsseldorf und hat die AR-Biennale kuratiert. Zum Hintergrund der Veranstaltung erklärt er: „Mit der AR-Biennale werden digitale Kunstwerke in unsere direkte Umgebung visuell eingefügt. So wird uns ein ganz neuer Zugang zu einem bekannten Ort ermöglicht. Dadurch wird dieser Ort erweitert und museale Kunst aus den Häusern in den urbanen Raum geholt.“
Der touristische Effekt dieser Symbiose bleibt bis heute groß. Kunst- und Museumsbegeisterte ebenso wie Tech- und Digitalisierungsinteressierte fühlten sich gleichermaßen angezogen. Der offene Zugang zu den Kunstwerken unter freiem Himmel, noch dazu mit dem eigenen Endgerät, ermöglichte eine in heutigen Zeiten nicht zu vernachlässigende pandemiegerechte Erfahrung. Auch nahmen Personen teil, die vielleicht eher zufällig an den ausgestellten Metallschildern vorbeigekommen und ihrer Neugier gefolgt sind. Veranstaltungen und Projekte wie diese werden auch in Zukunft zu wichtigen Aushängeschildern für attraktive Städte.
Stadträume neu denken
Transformation ist ein weiterer Ansatz, um einer Stadt zu noch mehr Glanz zu verhelfen. Unter Einbezug verschiedener Interessensgruppen ermöglichte beispielsweise das Festival Transurban im Sommer 2021 die Neugestaltung bestehender, teils ungenutzter Stadträume. Um neue Impulse zu setzen, wurde vor allem auf urbane Kunst gesetzt. „Im Rahmen von Transurban haben wir mit Mitteln der Kunst einen Diskurs zur Zukunft der Stadt geschaffen, den alle mitbestimmen können“, so Georg Barringhaus, Künstlerischer Leiter des Festivals. Dadurch wurde eine partizipative Atmosphäre unter üblicherweise sehr diversen Meinungsgruppen hervorgebracht: „Wir nutzen das Engagement und die Ideen von Gästen und Einheimischen, Entscheidungstragenden und Künstler:innen, um einen gemeinschaftlich geplanten, gestalteten und genutzten Raum zu schaffen.“ Mit dem offenen Austausch zwischen verschiedenen Akteur:innen entstanden reizvolle Orte der Begegnung im Stadtraum, die zuvor nicht denkbar gewesen wären. Der Tourismus kann ein Bindeglied sein, um solch unterschiedliche Interessen zusammenzuführen. Aus einem kurzen wirksamen Austausch wird eine wohlwollende und langlebige Verknüpfung mit diesem urbanen Raum: Ein Katalysator für zukünftige Reisen oder ein Längerbleiben.
Ein nachhaltiges Netzwerk, das gemeinsame Interessen bereits ausgelotet hat, begünstigt Transformationen von urbanen Räumen. Gleichzeitig kann die Vernetzung unterschiedlicher Bereiche aber auch der Ursprung für ganz neue Projekte sein, die auf die touristische Anziehungskraft eines Ortes einzahlen. Mit dem interdisziplinären Festival „Strike a pose“ wurde im Juli 2021 erstmals eine Plattform für die Zusammenarbeit von Kunst, Mode und Style geschaffen. Daraus entstanden sind gleich aus mehreren Aspekten gewinnbringende Kooperationen. Die Organisatorin Ljiljana Radlovic resümiert: „‚Strike a pose’ hat einen offiziellen und attraktiven Rahmen geschaffen, um das Netzwerk von Kunst, Mode und Design zu intensivieren und auszubreiten. Aus den interdisziplinären Projekten sind längerfristige und nachhaltige Kooperationen entstanden. Diese sorgen für Sichtbarkeit und bieten einen fruchtbaren Boden für neue Ideen und kreatives Gründertum.“ Die einzelnen Branchen vernetzen sich so immer stärker und bringen dem Tourismus sowie einander sichtlichen Mehrwert.