Gekommen, um zu bleiben – Wie die Corona-Pandemie die MICE-Branche grundlegend verändert
Abgesagte Veranstaltungen, virtuelle Geschäftstermine, hohe Infektionsschutzauflagen, Zurückhaltung der Reisenden – wohl kaum eine Branche leidet so stark unter der Corona-Pandemie wie die MICE-Branche. Und viele der Veränderungen werden auch nach der Pandemie Bestand haben, sind Fachleute wie Veit Lawrenz, Leiter Themenmanagement Business bei Tourismus NRW, überzeugt. Die Branche brauche daher langfristige Anpassungsstrategien.
„Vor der Krise war Nordrhein-Westfalen stark vom Businesstourismus geprägt“, sagt Lawrenz und verweist auf den GfK DestinationMonitor: Rund 21 Prozent aller Reisen in NRW gingen demnach 2019 auf Geschäftsreisende zurück. 2020 sank der Anteil auf 14 Prozent – und das bei insgesamt massiv eingebrochenen Zahlen. Grund waren zum einen fehlende Reiseanlässe, da die meisten Messen abgesagt wurden und auch Kongresse oder Tagungen kaum stattfanden. Zum anderen untersagten viele Unternehmen ihren Mitarbeitenden aus Infektionsschutzgründen Geschäftsreisen und setzten auf virtuelle Gesprächsalternativen. „Viele sind inzwischen der Meinung, dass virtuelle Meetings reale Treffen ersetzen können – zumindest in bestimmten Situationen“, sagt Lawrenz. So gaben in der Reiseanalyse Business 2020 rund die Hälfte der Befragten genau dies an. Vor allem für kürzere Absprachetermine werde sich künftig wohl kaum noch jemand stundenlang auf Reise begeben, glaubt Lawrenz.
„Bei Tagungen und Kongressen werden wir hingegen eine differenziertere Entwicklung sehen“, ist sich der Business-Experte sicher. Schon vor der Pandemie habe sich gezeigt, dass die Gesamtzahl der Veranstaltungen zwar zurückgehe, die Zahl der Teilnehmenden jedoch steige, sagt er mit Verweis auf das Meeting- und Eventbarometer. Dieser Trend werde sich weiter verstärken, insbesondere mit Blick auf Kongresse. „Sie werden größer, allein schon dadurch, dass viele Kongresse hybrid durchgeführt werden und zusätzlich zu den präsenten Teilnehmenden auch Menschen vor den Bildschirmen erreichen“, erläutert der Themenmanager.
Präsenzveranstaltungen müssen mehrwert bringen
Die Anforderungen an Präsenzveranstaltungen seitens der Teilnehmenden dürften gegenüber der Zeit vor der Pandemie noch einmal steigen. „Wer an einer Präsenzveranstaltung teilnimmt und damit mehr Zeit und Geld investiert, will einen deutlichen Mehrwert gegenüber virtuellen Veranstaltungen haben“, sagt Lawrenz. Ein entscheidender Vorteil analoger Veranstaltungen seien die Vernetzungsmöglichkeiten. Daher seien neben dem eigentlichen Fachprogramm auch genügend Raum für Austausch, aber auch ein attraktives Rahmenprogramm nötig. „Wir müssen für die Menschen, die sich sehen müssen oder wollen, um gemeinschaftliche Ziele zu verfolgen, neben der gebotenen Sicherheit mehr Gemeinschaftserlebnis bieten“, ist der Business-Experte überzeugt. Er erwartet künftig zwar weniger Meetings. Die, die stattfinden, würden dafür jedoch länger dauern und eben durch ein intensiveres Rahmenprogramm begleitet. „Die anderen Tagungen werden dann vermutlich komplett digital stattfinden“, glaubt Lawrenz.