Klimaverträglich Skifahren: Was nordrhein-westfälische Akteure tun

Wintersport und Klimaverträglichkeit – auf den ersten Blick scheint das für viele ein Widerspruch zu sein. Doch nordrhein-westfälische Skihallen und Skigebiete haben in den vergangenen Jahren viel dafür getan, um die Öko-Bilanz zu verbessern. Und massive weitere Anstrengungen sind geplant.

So will der Alpenpark Neuss den Betrieb seiner Skihalle bis zum Sommer 2023 komplett klimaneutral gestalten – und das nicht durch Kompensation, sondern durch eigene Anstrengungen. Möglich machen soll es ein System aus Photovoltaikanlagen und einem Blockheizkraftwerk. Aber auch in der Vergangenheit sei schon viel geschehen, sagt Patryk Lamich, Chief Operation Officer des Alpenparks. Denn weil die Skihalle ein energiehungriges Gebäude sei, habe man sich alle zwei bis drei Jahre angeschaut, welche neuen technischen Möglichkeiten der Einsparung es gebe und welche sich für die Skihalle auch wirtschaftlich umsetzen ließen. „Alles, was es gab, wurde umgesetzt“, berichtet Lamich. Allerdings unter der Voraussetzung, dass es technisch auch ausgereift war, so wie es die Skihalle brauchte. Daher sei der Energiebedarf in der Vergangenheit bereits deutlich reduziert worden. „Kaum jemand weiß, dass wir weniger Energie brauchen als ein städtisches Freibad“, betont der COO.

Auch das alpincenter Bottrop betreibt bereits seit über zehn Jahren eine große Photovoltaikanlage und ein Blockheizwerk, um einen Teil seines Strombedarfs sowie den kompletten Heiz- und Warmwasserbedarf zu decken. Auch ein Windrad habe man errichten wollen, berichtet Geschäftsleiter Harold van Kranen. Kurzfristig geänderte gesetzliche Vorschriften hätten dies vor einigen Jahren jedoch verhindert. Mit dem Windrad wäre es möglich gewesen, nicht nur den eigenen Strombedarf zu decken, sondern auch noch überschüssigen Ökostrom ins öffentliche Netz einzuspeisen – so, wie es auch die Neusser planen. Wenn es gesetzlich möglich werde, wolle man einen neuen Anlauf für ein Windrad starten, sagt van Kranen.

Wintersport-Arena Sauerland strebt Klimaneutralität bis 2030 an

In der Wintersport-Arena Sauerland, dem bedeutendsten Wintersportgebiet nördlich der Alpen, gibt es ebenfalls weitreichende Klimaschutzpläne. Bis 2030 strebt man hier die Klimaneutralität an. Auf den Weg gemacht hat sich die Wintersport-Arena bereits seit längerem. Unter anderem werden viele Schneekanonen und Skilifte inzwischen mit regenerativen Energien und Wasser betrieben, das durch die Schneeschmelze in den Wasserkreislauf zurückgeführt wird. Ältere Schneeerzeuger wurden durch neue, energieeffektivere Schneekanonen oder Schneilanzen ersetzt. Moderne Pistenwalzen messen zudem per GPS die Schneehöhen, um den Bedarf exakt erfassen zu können, damit nicht zu viel Schnee produziert wird. Dadurch können laut Wintersport-Arena durchschnittlich zehn Prozent an Beschneiungsenergie eingespart werden. Im Sommer boten die Liftbetreiber Interessierten zudem Führungen an, um zu zeigen, wie Artenschutz und Naturschutz auf Skipisten funktioniert. Der wohl bekannteste Wintersportort in der Region, Winterberg, ist außerdem seit 2019 von TourCert als „Nachhaltiges Reiseziel“ zertifiziert.    

Den weitaus größten Beitrag zur Energieeinsparung und damit zur Reduzierung des CO2-Fußabdrucks können allerdings nicht die Betreiber der Skihallen und -gebiete, sondern ihre Gäste leisten: durch eine klimafreundliche Anreise. Laut Prof. Ralf Roth vom Institut für Natursport und Ökologie an der Sporthochschule Köln entfallen über 80 Prozent des CO2-Fußabdrucks eines Skiurlaubs nämlich auf die Anreise und die Unterkunft. Die Wintersport-Arena spricht von 50 bis 70 Prozent, die allein auf die Anreise entfallen. Daher ist es umso wichtiger, dass die Anreise in die Skihallen mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich ist. Und auch nach Winterberg ist beispielsweise aus dem Ruhrgebiet die Anreise per Zug möglich. Die Wintersport-Arena Sauerland sorgt zudem dafür, dass auch vor Ort kein Auto benötigt wird: Mit einem Skibus etwa geht es vom Bahnhof Winterberg direkt in die Skigebiete. Eine weitere Skibusroute verbindet das Skiliftkarussell Winterberg mit anderen Skigebieten in der Region.

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